26. November 2013

Gewalt und Diskriminierung

Gesellschaft

Tage wie diese


25. November - Der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen


Es gibt sie fast täglich. Gedenk- und Aktionstage. Der Tag des Baumes, der Tag des deutschen Apfels, der Tag des Butterbrotes. Gestern, am 25. November, war der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. 

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Initiiert wurde der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen 1981 von lateinamerikanischen Feministinnen, die damit an die Ermordung der Schwestern Mirabal erinnern wollten. Zum offiziellen internationalen Gedenktag wurde er von den Vereinten Nationen im Jahr 1999 erklärt. Der Tag soll die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen, wie und in welchem Umfang Frauen von Gewalt und Diskriminierung betroffen sind und welche Möglichkeiten es gibt, dagegen etwas zu unternehmen.

Gewalt weltweit
Das Frauen weltweit Opfer von unterschiedlichster Gewalt, z.B. Zwangsprostitution, Vergewaltigung und Genitalverstümmelung, sind, ist den meisten bekannt.
Gewalt gegen Frauen und ihre Diskriminierung sind in vielen Kulturen sogar tief verankert.
So werden in manchen Ländern bis zu 70% aller Frauen wenigstens einmal in ihrem Leben Opfer von Gewalt. Die häusliche Gewalt durch den eigenen Partner ist die häufigste Form von Gewalt gegen Frauen. Weniger bekannt ist der „Femizid“, die Tötung von Menschen wegen ihrer Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht. Dazu gehört zum Beispiel auch die vorgeburtliche Geschlechtsselektion, wie sie in Japan und Indien praktiziert wird. El Salvador hat mit 12 Morden auf 100.000 Einwohnerinnen die höchste Frauenmordrate der Welt. Vergewaltigungen im Krieg, wie sie 1994 hunderttausendfach an Frauen in Ruanda begangen wurden, sind erst seit 2008 als Menschenrechtsverletzung und Kriegsverbrechen durch die Vereinten Nationen anerkannt.

Gewalt in Deutschland
Im Gegensatz zu den Vereinten Nationen, sind wir in Deutschland natürlich nicht direkt mit diesen Formen von Gewalt konfrontiert. Selbst wenn Gewalt gegen Frauen bei uns nicht in solchem Maße ausgeübt wird, ist sie dennoch kein Randproblem. In einer Studie des Bundesfamilienministeriums, bei der 10.246 in Deutschland lebende Frauen zwischen 16 und 85 Jahren befragt wurden, gaben 37% von ihnen an schon einmal Opfer von körperlicher Gewalt geworden zu sein. Sogar 42% haben bereits psychische Gewalt in Form von Einschüchterung, aggressivem Anschreien, Verleumdung, Bedrohung und Demütigung erfahren. Schließt man Diskriminierung mit in die Betrachtung ein, kommt frau wahrscheinlich auf eine fast hundertprozentige Betroffenheitsquote.

Diskriminierung der Frau
Denn Sexismus, die auf das Geschlecht bezogene Diskriminierung, ist fast überall anzutreffen.
Es reicht sich die Werbung auf der Straße anzusehen. Dort werben fast barbusige Frauen für alles - das aber garantiert nichts mit Frauen zu tun hat. Oder die Poster in den Zügen der Deutschen Bahn auf denen um Nachwuchs geworben wurde: Frauen, die bei der Deutschen Bahn als Bürokauffrau arbeiten, sind laut Poster nämlich nicht nur „Rechte Hand“, sondern auch noch „Gute Fee“ (auf der Karrierewebseite der Deutschen Bahn findet sich nur noch die Bezeichnung „Sonnenschein“). Dass damit explizit nur Frauen gemeint sind, obwohl die Deutsche Bahn Bürokauffrauen – und MÄNNER sucht, und ein Bild, der stereotypen, immer lächelnden und allseits bereiten Sekretärin suggeriert, wird anscheinend als normal empfunden. Es scheint auch nichts Anstößiges daran zu sein, werden doch positive Begriffe zur Beschreibung benutzt. Dass es sich dabei um sexistische Klassifikationen handelt, die Frauen in ein normatives Muster drängen, sieht anscheinend keiner, der sich nicht näher damit beschäftigt. Doch vielleicht sind es auch nur die DB-Kampagnenmacher, die die Welt so sehen? Weit gefehlt.

Sexismus überall
Eine Erhebung der Universität Bielefeld zur „Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“ beleuchtet auch die Abwertung von Frauen unter dem Stichwort „Klassischer Sexismus“.
Damit sind geschlechtsdiskriminierenden Vorstellungen gemeint. Aus der Erhebung von 2007 stammen die Ergebnisse, dass 28,5% von 3000 Befragten der Meinung sind, Frauen sollten sich wieder auf die „angestammte“ Rolle der Ehefrau und Mutter besinnen. 18% stimmten der Aussage zu, es solle für eine Frau wichtiger sein, ihrem Mann bei seiner Karriere zu helfen, als selbst Karriere zu machen. Doch Sexismus wird meistens geleugnet. Von Männern und von Frauen.
Es wird, ob der ganzen Fördermaßnahmen für Frauen, sogar behauptet, der Mann würde mittlerweile mehr diskriminiert als die Frau. Da ist es nicht verwunderlich, dass die zentrale Frage, um die sich der moderne Sexismus dreht, die der Leugnung der Existenz von Sexismus ist.

Jede und jeder sollte sich, vielleicht wenigstens am Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen fragen: Wie sehr und wofür diskriminiere ich Menschen aufgrund ihres Geschlechts und warum wird dies in der Gesellschaft aufrecht erhalten? Wahrscheinlich eine sinnvollere Beschäftigung als am Tag des Butterbrotes über dasselbige nachzudenken.

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