24. März 2017

Philippe Rothlin, Peter R. Werder: Diagnose Boreout




Unterfordert – Diagnose Boreout-wenn Langeweile krank macht

Pexels/pixabay.com


Während der Burnout längst zur „Volkskrankheit“ geworden ist, ist über den Boreout nur wenig bekannt. Die Autoren Philippe Rothlin und Peter R. Werder versuchen, das mit ihrem Buch „Unterfordert – Diagnose Boreout-wenn Langeweile krank macht“ zu ändern.

Stress gehört zum guten Ton in der Arbeitswelt und in der Gesellschaft. Wer gestresst ist, leistet etwas. Wer etwas leistet, ist in unserer Gesellschaft angesehen. Doch sind wirklich alle Arbeitnehmer so gestresst, wie sie es gerne vorgeben? Studien zeigen, dass viele Arbeitnehmer sogar eher gelangweilt sind. Doch nur weil man sich auf der Arbeit ab und an etwas langweilt, ist man noch lange nicht vom Boreout betroffen. Der Boreout setzt sich nämlich aus drei Aspekten zusammen: Langeweile, Unterforderung und Desinteresse. Erst wenn diese drei Aspekte über einen längeren Zeitraum den Arbeitsalltag prägen, kann man von einem Boreout sprechen. Die Langeweile drückt sich vor allem durch die Gefühle Lustlosigkeit und Ratlosigkeit aus. Der gelangweilte Arbeitnehmer fragt sich: Was soll ich bloß tun? Bei der Unterforderung kommt hinzu, dass man mehr leisten könnte als von einem gefordert wird und zwar bezogen auf die Dimensionen Quantität und Qualität. Es herrscht also ein Mangel an Arbeit und der Inhalt der vorhandenen Arbeit unterfordert den Arbeitnehmer zusätzlich. Zum Schluss dann noch das Desinteresse. Der Arbeitnehmer spürt gegenüber seiner Arbeit und auch seinem Arbeitgeber vor allem Gleichgültigkeit.

Die Autoren erklären aber nicht nur, worum es sich bei einem Boreout handelt, sondern zeigen auch die Strategien auf anhand derer die Arbeitnehmer das Boreout paradoxerweise am Leben erhalten. Da gibt es zum Beispiel die Dokumentstrategie: Der Arbeitnehmer hat sowohl on- als auch offline immer schnell „Papiere“ zur Hand, die den Eindruck vermitteln, dass er viel zu tun hat. Dagegen hat der Arbeitnehmer bei der Komprimierungsstrategie zwar etwas zu tun, aber er ist damit aufgrund fehlender Komplexität schnell fertig. Anstelle zu kommunizieren, dass die Aufgabe bereits erledigt ist, gibt er noch längere Zeit vor, nicht fertig zu sein. Nun könnte man zu dem Schluss kommen, dass Arbeitnehmer, die so handeln, nicht am Boreout leiden, sondern einfach faul sind. Doch gegen diese Schlussfolgerung argumentieren die Autoren vehement. Zwar lässt der Arbeitnehmer sich am Anfang gerne auf das süße Nichtstun ein, doch wird er vom Boreout faul gemacht und war es nicht schon von Beginn an. Am Ende des Buches zeigen die Autoren noch Wege auf, wie man dem Boreout entkommen kann. Hier ist das Schlagwort „Qualitativer Lohn“. Dieser besteht aus den drei Elementen Sinn, Zeit und Geld. Der Arbeitbnehmer sollte diese Elemente bezogen auf seine Arbeit im Blick haben, um nicht in einen Boreout zu geraten bzw. um wieder daraus herauszufinden.

Das Buch beschreibt das Phänomen Boreout genau und grenzt es auch klar vom Burnout ab. Die Autoren nehmen den Boreout zwar Ernst, doch während der Burnout und das was aus ihm resultiert, nämlich eine Depression, als Krankheit „akzeptiert“ wird, wird der Boreout eher als lästige, aber abwendbare Erscheinung unserer heutigen Arbeitswelt klassifiziert. Die „lustigen“ Geschichten des fiktiven Boreout-Betroffenen Alex tragen eher nicht dazu bei, dass der Leser den Boreout ernst nimmt. Für Betroffene ist das Buch daher nicht die richtige Lektüre, um mehr über das Problem und seine Lösung zu erfahren. Wer sich aber allgemein über das Thema informieren möchte, ist mit dem Buch gut beraten.

176 Seiten
Verlag: Redline
ISBN-13: 978-3868815511


Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag Redline zur Verfügung gestellt.

13. März 2017

Kinder sprechen mit dem Dalai Lama

Rezension zu: Kinder sprechen mit dem Dalai Lama

 


Wer die Grundlagen des Buddhismus verstehen, mehr über das Leben des Dalai Lamas erfahren und Antworten auf grundlegende Fragen - die nicht nur Kinder beschäftigen - haben möchte, der wird in diesem Buch fündig.

Leider fallen die Antworten des Dalai Lamas auf die Fragen zum Teil recht ähnlich aus, da er sich dabei immer wieder auf die Grundpfeiler des Buddhismus beruft. Amüsant sind dagegen die Fragen und Antworten, die sich auf den Dalai Lama als Privatperson beziehen. Denn obwohl Buddhisten keinem Lebewesen Leid zufügen dürfen, erschlägt selbst der Dalai Lama manchmal eine nervende Mücke.

Claudia Rinke: Kinder sprechen  mit dem Dalai Lama
Heyne Verlag
155 Seiten
ISBN: 978-3-453-60397-4