5. Februar 2016

Wetterleuchten im Roussillon



Philippe Georget: Wetterleuchten im Roussillon – Ein neuer Fall für Inspecteur Sebag


Während im ersten Buch die Hitze Perpignan noch fest im Griff hatte, zeigt jetzt die Tramontana ihr ungemütliches Gesicht. Inspecteur Sebag ermittelt deshalb meist mit hochgeschlagenem Mantelkragen, auch wenn ihn seine brennende Eifersucht eigentlich wärmen müsste.

Ein alter Mann wird erschossen in seiner Wohnung aufgefunden. Raubmord - ist der erste Gedanke der Ermittler. Doch da haben sie noch nicht die drei großen, an die Wand gemalten Buchstaben entdeckt: OAS. Die „Organisation de l’Armée Secrète“ war eine französische Untergrundbewegung während der Endphase des Algerienkriegs (1954-1962). Sie bekämpfte muslimische Algerier, die die Unabhängigkeit anstrebten, aber auch den französischen Staat. Sollte das Mordmotiv so weit in die Vergangenheit reichen? Dann müsste der Mörder schon um die 70 Jahre alt sein. Ein mordender Greis, das kann sich Gilles Sebags stets hungriger Kollege Jacques Molina kaum vorstellen. Doch die Möglichkeit, dass ein politisches Motiv hinter dem Mord steckt, beunruhigt nicht nur die beiden Inspecteurs. Und bei dem einen Mord soll es auch nicht lange bleiben. Seine Ermittlungen führen Gilles in die Gemeinschaft der Algerienfranzosen in Perpignan. Eine eingeschworene Gemeinschaft, die es sich zum Ziel gesetzt hat, nicht vergessen zu werden. Doch das macht sie auch misstrauisch und verschwiegen und die Ermittlungen dadurch nicht gerade einfacher. Doch das ist nicht die einzige Sorge des Inspecteurs. Er hat seiner Tochter Severine versprochen, im Fall ihres mit dem Mofa verunglückten Freundes Matthieu, nachzuforschen. Verstrickt in zwei Fälle und mit bitteren Gedanken daran, dass seine Ehefrau Claire ihn wahrscheinlich betrogen hat, verliert Sebag wichtige Details aus den Augen. Bis er erkennt, dass Matthieus Unfall und die Morde etwas gemeinsam haben.

Erlesener Kaffee und ausgeprägte Intuition, damit verbindet man Inspecteur Gilles Sebag auch in seinem zweiten Fall. Die historische Komponente des Falls nimmt nicht zu viel Platz ein und schmiegt sich wunderbar zwischen die Kapitel, die in der Gegenwart spielen. Wer die OAS vorher nicht kannte, lernt sie jetzt ein bisschen kennen. Das macht das Buch zu einem interessanten Lesevergnügen. Und obwohl der Leser viel über den Mörder erfährt, bleibt sein Motiv lange Zeit im Dunkeln. Das hält die Spannung konstant aufrecht. Doch auch das Privatleben des Inspecteurs bietet erneut Abwechslung: Eifersucht hat von Gilles Besitz ergriffen. Doch er versucht sich gegen dieses Gefühl so gut es geht zu wehren. Philippe Georget gelingt es nicht nur einen spannenden Fall zu erzählen, sondern auch die Gefühlslage des Inspecteurs außerordentlich gut zu beschreiben. Dabei wirkt es aber nie übertrieben oder unverständlich. Ein Roman für Leser mit Freude an Spannung und Gefühl.