24. November 2017

Mikrokosmos Bus



Freitagmorgen 7.15 Uhr.
Der Bus ist voll. Das liegt zum Großteil an den Schülern, die sich auf dem Weg zum Unterricht befinden. Es regnet, es ist noch dunkel. Zwischen den Schülern sitzen vereinzelt Berufstätige, Rentner, Mütter mit kleinen Kindern. Männer, Frauen, Jungen, Mädchen, Menschen mit Migrationshintergrund und ohne. Die ganze Welt versammelt in einem Bus. Ein Spiegelbild unseres Kosmos, der so aus den Fugen geraten zu sein scheint. Doch in diesem Bus begegnet mir nichts von dem Schlechten dieser Welt: Eine Rollstuhlfahrerin wird von einem grobschlächtigen Mann über die ausklappbare Rampe in den Bus geschoben. Er kennt sie nicht. Von vorne ruft der Busfahrer „Danke“, denn es wäre eigentlich seine Aufgabe gewesen, die Rampe zu bedienen. Soziale Kälte sieht anders aus. Ein mittelalter Mann sitzt neben mir. Er fasst mir nicht ans Knie. #MeNot
Ein Schüler mit türkischem Migrationshintergrund sieht eine Frau mit afrikanischem Migrationshintergrund mit Kinderwagen und kleinem Jungen einsteigen. Er räumt direkt seinen Platz und hebt den kleinen Jungen auf seinen Sitz, damit er in der Nähe seiner Mutter sein kann. Konflikt der Kulturen: Fehlanzeige. So schaukeln wir alle zusammen in der Morgendämmerung über die holprigen Straßen und in mir entsteht ein Gefühl von Gemeinschaft. Im Mikrokosmos Bus ist noch alles in Ordnung, denke ich mir und fahr noch eine Runde weiter mit.


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