16. November 2017

Ein Kommissar ohnegleichen



Leif GW Persson: Der glückliche Lügner – Die Bäckström-Serie

Nach einigen sonderbaren Fällen, in denen alte Frauen, Tiere und Homosexuelle die Hauptrolle spielen, geht es für Kommissar Evert Bäckström endlich wieder bergauf: Der Anwalt Thomas Eriksson, der erst kürzlich einen Mann vor Gericht vertrat, der es auf Bäckström abgesehen hatte, wird tot in seiner Villa aufgefunden. Ausgleichende Gerechtigkeit denkt sich der Kommissar und ermittelt mit großer Schadenfreude.

Es sollte einer der besten Tage im Leben des Kommissars Evert Bäckström werden, als der berühmte Anwalt Thomas Eriksson mit eingeschlagenem Schädel in seiner Villa gefunden wird. Bäckström, der selbst noch ein Hühnchen mit dem Anwalt zu rupfen hatte, wird zum Ermittlungsleiter gemacht und sieht sich direkt mit diversen Schwierigkeiten konfrontiert. Die größte besteht aus seinem Ermittlerteam, ein fauler und minderbemittelter Haufen von dem am allerschlimmsten seine Stellvertreterin Annika Carlsson ist, so sieht es jedenfalls Bäckström. Deshalb überlässt er ihr gerne die meisten Ermittlungsaufgaben und zieht es vor, sich auf ausgiebige Mahlzeiten und Mittagsschläfchen zu konzentrieren. Bald werden im Mordfall Verbindungen zum Rockermilieu und anderen Schwergewichten aus der Verbrecherszene deutlich, was Kommissar Bäckström aber nicht überrascht - schließlich waren dies die Bevorzugten Klienten des Ermordeten. Während das Ermittlerteam fleißig neue Erkenntnisse zu Tage fördert, verlässt sich der Kommissar auf seine weit verzweigten Kontakte aus allen Bereichen, um sich dem wahren Kern des Mordes zu nähern: der Kunst. Dass am Ende dann doch alles ganz anders war, als zu Beginn gedacht, erfreut am meisten den Kommissar.

Obwohl der Mordfall wirklich spannend ist und vom Autor geschickt gestrickt wurde, ist der eigentliche Star des Buches Kommissar Evert Bäckström. Mittelalt, dick und wenig gebildet ist der Kommissar, doch sein Ego könnte nicht größer sein. Besonders stolz ist er auf seine „Supersalami“, die sämtliche Frauen um den Verstand bringt. In seinen inneren Monologen wird fast jeder mit Schimpfwörtern bedacht, außer es sind Frauen mit entsprechenden körperlichen Reizen. Seine tägliche Routine besteht aus schlafen, essen und Sex und von dieser lässt er sich durch seine Arbeit nur ungern abbringen. Dass er es trotzdem schafft Fälle zu lösen, liegt vor allem an seinen guten Kontakten, die er im Laufe der Zeit durch das „Eine-Hand-wäscht-die-Andere“-Prinzip generieren konnte. Ein politisch unkorrekter, sexistischer, eingebildeter und verfressener Kommissar sollte es eigentlich schwer haben beim Leser auf Sympathie zu stoßen, doch es war genau das, was ich für Kommissar Evert Bäckström empfunden habe. Es ist sogar so weit damit, dass ich ihn zu meinem neuen Lieblingskommissar erkoren habe. Selten hat mich ein Krimi so erfreut wie dieser.

btb-Verlag
1. Auflage 2017
653 Seiten

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