14. April 2015

Psychodrama im Krimigewand

Rezension

Ingrid Elfberg: Die Frau des Polizisten


Eine Kriminalkommissarin ist trainiert, abgebrüht, clever und weiß sich zu verteidigen. Erika Ekmann ist es nicht. Jedenfalls nicht im Privatleben. Ihr Mann, der schöne Hüne mit dem blonden Haar und den stechend blauen Augen, misshandelt sie. Physisch und Psychisch. Nach jahrelanger Demütigung schafft es Erika in einer Nacht- und Nebelaktion zu entfliehen. Geplant hat sie trotzdem alles, auch ihre Versetzung auf eine Vertretungsstelle bei der Polizei in Göteborg. Dort findet sie Unterschlupf bei ihrer Freundin Anna und deren Mann Krister. Ablenkung bietet auch direkt der Fall der verschwundenen Architektin Barbro. An der Seite ihres neuen Kollegen Per beginnt ein ziemlich ergebnisloser Befragungsmarathon. Doch außer Drohungen von unzufriedenen Antragstellern, gibt es keine Spur, die Barbros Verschwinden erklären könnte. Zu einem wirklichen Problem wird das Auftauchen von Göran, Erikas Mann. Er zettelt eine Hetzkampagne gegen sie an, schafft es mit Lügen, sie bei den neuen Kollegen und Vorgesetzten in Misskredit zu bringen. Das geht soweit, dass Erika ihre Dienstwaffe abgeben muss. Und dann lauert er ihr auf.

Der zweite Roman der schwedischen Autorin Ingrid Elfberg lebt vor allem von der Beschreibung der Umgebungsstimmung und dem persönlichen Drama der Protagonistin. Der Fall um die verschwundene Architektin spielt eher eine nebengeordnete - und teilweise sogar langweilige - Rolle und bildet nur den Rahmen für die wirklich spannende Geschichte des Beziehungsdramas. Der innere und äußere Konflikt, den Erika auszutragen hat, lässt den Leser mitfühlen und Angst, um die Kommissarin verspüren. Das Psychodrama ist der eigentliche Fall.

Ingrid Elfberg
Die Frau des Polizisten
Aufbau Verlag

9,99 €

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